Wichtige Infos!
Fliegenfischen auf Barben
von Dr. Oliver Freiburg
Viele unserer Angler wissen es vielleicht (noch) gar nicht: Der hiesige Main (und auch unsere neue Rodachstrecke) beherbergt große Barben. Wieso immer Karpfen und Welse angeln, wieso nicht Barben, zumal rekordverdächtigte Exemplare? Und so wird es gemacht:
Wichtig ist zunächst, die Fische auszumachen. In der Regel trifft man sie zufällig an, wenn man gerade etwas ganz anderes angelt. Dann staunt aber nicht schlecht über die Größe der Fische und die Zahl, ja manchmal steht einem regelrecht der Mund offen, auch, weil sie so nah an den Angler herankommen. Man muss sie sehen wollen, sonst sieht man sie nicht. Die Barben selbst sehen schlecht, haben ab einer gewissen Größe auch keine natürlichen Feinde mehr (bis auf den Kormoran, der sie zwar nicht fängt, aber doch schwer beschädigen kann). Wenn man sie gefunden hat, heißt es, das richtige Gerät zu haben, die richtige Methode und - vor allem - einen kühlen Kopf. Nicht mit falschem Gerät hektisch eine Vielzahl untauglicher Versuche unternehmen. Dann vertreibt man den Schwarm. Lieber nach Hause fahren und mit der richtigen Zusammenstellung zurückkommen.
Als Rute benutzt der Verfasser einer 9er, am besten die besonders kampferprobten Offshoreruten zum Fliegenangeln. Da werden einige Fliegenfischer widersprechen. Aber: Große Barben entwickeln an der Fliegenrute eine Kraft, die überraschend ist. Den Fisch mit einer kleineren Rute über vielleicht 20 Minunten müdezudrillen, ist nicht in Ordnung. Coarse Fishing am Main sollte nach meiner Auffassung nicht mit Forellenruten geschehen. Hier sind große Fische wie Karpfen häufig. Wer angeln kann, scheut auch kein schweres Gerät. Die Rolle muss entsprechend dimensionert sein. Wichtig ist, aggressiv, d.h. sofort auf Grund zu kommen. Die Fliege muss entsprechend schwer sein; sie muss auch upside down fischen, damit man nicht ständig Hänger hat. Es muss stets ein leichter Kontakt zur Fliege bestehen, denn der Biss kommt oft nur kurz. Wenn eine große Barbe gehakt ist, denkt man unwillkürlich an einen Hänger, denn eine rabiate Flucht, wie z.B. beim Rapfen, bleibt meistens aus. Der Fisch läuft vielleicht drei bis vier Meter nach links und rechts, auch stromauf, aber nicht hektisch. Er lässt sich zunächst aber kaum vom Fleck bewegen. Hier gilt es Ruhe zu bewahren, um nicht ein sog. Schnurrelease zu erleben, d.h. den Fisch mit Gewalt im Drill auszuhaken.
Die Barbe ist ein heimischer, schöner und wertvoller Fisch. Deshalb sollte man die einmal erlernte Fähigkeit nicht überstrapazieren. Die Barbe hat Schonzeiten. Diese sind unbedingt zu beachten und vielleicht auch freiwillig um 1 oder 2 Wochen zu verlängern, denn die Laichzeit ist je nach Wassertemperatur nicht immer gleich. Selbstauferlegte Schranken machen einen wirklich guten Angler aus. Nicht alles niederangeln, sondern nachhaltig fischen! Man muss nicht den ganzen Schwarm herausziehen. Man muss auch nicht Rekorde brechen. Die stille Freude an etwas, die Selbstbeschränkung und der Respekt vor der Natur sind die Mischung, die es zu finden gilt.
Noch ein Wort zum Fliegenfischen mit der Spinnrute. Das ist nicht in Ordnung. Es geht nicht darum, die Fische und die Mainfischerei möglichst auszutricksen, d.h. das Watverbot für Nichtfliegenfischer zu unterlaufen und sich der Mühe des Erlernens des Fliegenwerfens nicht zu unterziehen, sondern als Angler fair zu sein. Wir werden und müssen das Fliegenfischen mit der Spinnrute deshalb demnächst verbieten. Schade, dass es immer erst solcher Verbote bedarf, bis mancher zur Einsicht kommt.